Steuern steuern

Immer, wenn ich mit Selbstständigen oder Unternehmern unterhalte kommt das Thema Steuern auf. Vor allem Steuerberater und gefühlt hat jeder schon einmal Erfahrungen mit einem:r unfähigen Steuerberater:in und/oder Buchhalter:in gemacht. Dabei gehts gar nicht immer darum, dass diese Dienstleister keine Ahnung hätten. Es scheint eher so, als seien sie nicht besonders motiviert ihren Mandant:innen das Wissen mitzugeben, das es braucht um die eigenen Steuern zu optimieren. So zumindest konnte ich es bisher Gesprächen mit befreundeten Selbstständigen und Unternehmer:innen entnehmen.

Das ist auch gar nicht verwunderlich, schließlich werden Steuerberatende in erster Linie für die korrekte Veranlagung ausgebildet und bezahlt und nicht dafür, dass wir weniger Steuern ans Finanzamt entrichten. Der Steuerberatende hat also gar nichts davon, wenn er:sie uns dabei hilft Steuern zu sparen. Außer vielleicht ein bisschen gutes Karma. Vor allem weil sich die individuelle Beratung nicht so gut skalieren lässt, wie das bloße Buchen der Belege.

Hier kommt die Eigenverantwortung ins Spiel, von der Johann C. Köber in seinem Buch „Steuern steuern – Mit der richtigen Steuerstrategie zu Vermögen und Wohlstand“ spricht.

🤑 Die Ist-Situation vieler Unternehmer in Deutschland

Wir können uns nicht darauf verlassen, dass wir unserem Steuerberater einfach Belege vorbei bringen und er oder sie das beste daraus macht. Das ist eine Erkenntnis, die wahrscheinlich die meisten Selbstständigen und Unternehmer:innen in Deutschland schon hatten.

Viele Unternehmer:innen aus meinem Freundeskreis sind daher die letzten Jahre nach Zypern (und davor nach Malta) ausgewandert. Oder haben Unternehmen im Ausland gegründet. Eine Estland Company, HongKong, Dubai oder eine amerikanische LLC sind besonders beliebt. Was viele nicht wissen ist, dass wir auch in Deutschland unsere Steuersituation optimieren können. So, dass eine dauerhaftes Verlegung des Arbeits- und Wohnsitzes ins Ausland obsolet wird. Dieser Artikel ist natürlich keine steuerliche Beratung, sondern eine Buchrezension. Besprecht die Strategien aus Köbers Buch also in jedem Fall mit eurem Steuerberater.

🤬 Mein Problem mit dem Steuersystem in Deutschland

Lange Zeit habe ich gedacht, dass wir in Deutschland in einem Hochsteuerland leben und es gar keine Möglichkeit gäbe, Geld an die Seite zu schaffen. Heute sehe ich das ein bisschen anders. Nachdem ich mich eingehender mit dem Thema beschäftigt habe, ist mir aufgefallen, dass es auch in Deutschland einige Stellschrauben gibt, um die steuerliche Situation zu optimieren.

Das Problem ist nur: Wir wissen meistens nichts davon. Weil wir es nicht lernen. Niemand sagt uns, dass es so ist und auch viele Steuerberater:innen machen sich nicht die Mühe ihre Mandant:innen auf diese Stellschrauben hinzuweisen. Das sieht man allein schon daran, wie viele Menschen jedes Jahr in Deutschland keine Einkommenssteuererklärung abgeben, obwohl die meisten damit Steuern zurückbekommen würden.

Doch warum tut das niemand? Weil wir denken, es lohnt sich nicht. Wir denken, dass das Finanzamt schon alles richtig gemacht haben wird. Wir hinterfragen nicht. Viele von uns sind unwissend und dabei sogar so inkompetent, dass wir uns unserer eigenen Unwissenheit nicht bewusst sind.

Das ist zugegebenermaßen etwas, das mich ärgert. Ich halte große Stücke auf Eigenverantwortung. Doch auch um eigenverantwortlich zu handeln, muss man ein gewisses Rüstzeug an Bildung mitbringen.

Als Unternehmer:innen ist es natürlich unsere Aufgabe eigenverantwortlich zu handeln, uns selbst zu informieren. Uns abends nach der Arbeit noch hinzusetzen und Bücher zu dem Thema zu lesen, mehrere Meinungen einzuholen, gegebenenfalls Fachtagungen oder Seminare zu besuchen. Doch das sind alles „Opfer“, die man beispielsweise von einem alleinerziehenden Elternteil, das zum Mindestlohn arbeitet, nicht erwarten dürfte. Trotzdem würde auch dieser Mensch sehr von einer besseren steuerlichen Bildung profitieren: Und genau das ist das Problem an diesem System.

Eigentlich müssten wir das in der Schule lernen.

Die Köber Strategie

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Johann C. Köber beschreibt in seinem Buch, wie man steueroptimiert Vermögen aufbaut. Der erste große Mindset-Shift hierbei ist, dass der Vermögensaufbau in der GmbH stattfinden soll, statt privat.

Das ist ein Punkt, über den ich früher nie nachgedacht hätte. Bisher lag mein Fokus immer darauf, möglichst viel netto vom brutto rauszukriegen und mein Nettoeinkommen dann gewinnbringend anzulegen.

Doch Köber zeigt auf, dass es schlauer ist das Geld in der GmbH anzulegen, da so die Steuerlast insgesamt geringer ist. Außerdem müssen wir von dem Wunsch wegkommen, unbedingt alles zu besitzen. Es reicht, wenn wir über das Geld verfügen können.

Ich habe das Buch einerseits mit Erstaunen und andererseits mit Wut gelesen. Wut vor allem auf mich selbst, weil ich das alles nicht vorher erfahren habe. Aber irgendwie auch auf frühere Steuerberater:innen. Wie kann es sein, dass mir das alles niemals jemand gesagt hat?

Darüber hinaus gibt der Autor sehr viele Hinweise darauf, wie man die Steuerlast in der GmbH senkt, wie man sein eigenes Gehalt ansetzen soll, um die Steuerlast möglichst niedrig zu halten und wie man Vermögen steuergünstiger Vererben kann.

🏛 Der Weg zurück zu mehr Gerechtigkeit

Wenn ich mit Menschen darüber spreche, Steuern zu optimieren, kommt oft der Vorwurf, man wolle den Staat übervorteilen. Man suche krampfhaft nach irgendwelchen Lücken, um mehr Geld an sich zu reißen.

Das sehe ich vollkommen anders. Viel mehr sehe ich ein System mit vielen Schwächen und ich sehe mich selbst in der Pflicht diesem System auf die Sprünge zu helfen, weil ich sonst selbst der Leidtragende bin.

Es ist nichts verwerfliches daran, eine Einkommenssteuererklärung zu machen, um im Schnitt 1.000 Euro von meiner gezahlten Steuer wiederzurückzubekommen, selbst wenn ich nicht dazu verpflichtet bin. Ganz im Gegenteil: Es ist viel mehr verwerflich, dass so viele Menschen keine Einkommenssteuererklärung machen, weil man ihnen nicht gesagt hat, dass sie etwas zurückbekommen würden.

Johann C. Köber führte in seinem Buch ein Beispiel von einer Dame an, die über 40 Jahre mit einem vermögenden Mann zusammenlebte. Als er starb hinterließ er ihr unter anderem vermietete Wohnungen, sowie ein wertvolles Eigenheim. Da die beiden nie verheiratet waren, wurde die Dame steuerlich wie eine Fremde behandelt. Sie musste das Eigenheim verkaufen, um die Erbschaftssteuer zu bezahlen.

Hätten die beiden kurz vor dem Tod des Herren noch geheiratet, wäre sie steuerfrei aus der Sache rausgegangen und hätte in ihrem Haus wohnen bleiben können.

Kann man hier davon sprechen, dass sie das System ausgenutzt hätten? Oder ist es viel mehr ein nicht perfektes System, dem wir mit Eigenverantwortung und Wissen auf die Sprünge helfen müssen, damit wir am Ende nicht selbst der Leidtragende sind?

🧚🏽‍♀️ Für wen ist das Buch geeignet?

Ich habe das Buch wirklich gefeiert. Dennoch würde ich es nicht jedem empfehlen. Für komplette Anfänger ist es noch zu früh, dieses Buch zu lesen. Nicht, dass es ein schlechtes Buch wäre, aber ich glaube man neigt dann eher dazu es zu lesen und danach an die Seite zu legen, ohne etwas umzusetzen. Sinnvoller ist wohl, dass der:die potenzielle Leser:in schon etwas Erfahrung im Vermögensaufbau und in der Selbstständigkeit gemacht hat. So kann man die beschriebenen Szenarios direkt mit seinen eigenen Erfahrungen abgleichen und man ist aus eigener Erfahrung bereits an die Grenzen gestoßen, die man ohne dieses Buch hat.

Vielen Dank an den FinanzbuchVerlag für das Rezensionsexemplar.