King and Knight of chess setup on dark background .

Hilft ein hoher IQ dabei, besser Schach zu spielen?

Man könnte es meinen, doch die Realität sieht etwas anders aus.

Zunächst einmal, ist es richtig, dass Schachspieler als Gruppe betrachtet einen etwas höheren IQ haben, als die Vergleichsgruppe der Nicht Schachspieler. (Doll & Mayr, 1987; Frydman & Lynn, 1992)

Die Studie von Doll und Mayr, durchgeführt im Jahre 1986 fand anhand einer Gruppe von starken deutschen Schachspielern, einen durchschnittlichen IQ von gerade einmal 106,5.

Der IQ dieser Schachspieler (deren Ratings sich alle zwischen 2.220 und 2425 bewegten, die also im Bereich von nationalen und internationalen Meistern lagen) lag also nur sehr leicht über dem absoluten Bevölkerungsdurchschnitt von 100 und befand sich noch exakt in dem Normal-Abschnitt des IQs zwischen 85 und 115.

Da innerhalb der Normalverteilung davon auszugehen ist, dass auch der ein oder andere Schachspieler mit einem höheren IQ in der Gruppe dabei war, bedeutet das, dass es in dieser Gruppe auch einige Schachmeister mit einem IQ von unter 100 gegeben haben muss!

Ein hoher IQ ist also keine Voraussetzung dafür ein guter Schachspieler zu werden, auch wenn es selbstverständlich Schachmeister gibt, denen man einen sehr hohen IQ nachsagt. (zum Beispiel soll Kasperov laut verschiedener IQ Tests, die er in den 1980er Jahren gemacht hat zwischen 120 und 135 liegen. => siehe Spiegel: Genieblitze und Blackouts Das ist immer noch hoch, aber lange nicht so hoch, wie man sich einen Schachgroßmeister von Kasperovs gerne vorstellt…)

Es scheint sogar so, als würde das Schachspiel nicht zwingend einen positiven Einfluss auf das Ergebnis eines IQ Tests haben.

Das liegt daran, dass beim Schachspielen nicht Fähigkeiten als ganzes besser werden, sondern, die Fähigkeiten nur in einem bestimmten Kontext besser werden. (Man nennt das product compilation).

Erfahrene Schachspieler sind zum Beispiel extrem gut darin, sich die Position ihrer Figuren einzuprägen. Anders könnten sie auch kein Blindschach spielen, wo es darum geht sich die Züge einfach nur anzusagen, und alle Figuren im Kopf zu behalten.

Doch selbst bei Schachspielern, die erfolgreich Blindschach spielen, konnte kein besseres Gedächtnis in anderen Bereichen nachgewiesen werden! Ihre Fähigkeit ist nur auf das Schachspiel anwendbar. Das legt den Verdacht nahe, dass es sich dabei gar nicht wirklich um eine bessere Merkfähigkeit im konventionellen Sinne handelt, sondern, dass erfahrene Schachspieler das Brett einfach anders Wahrnehmen und sich gleich ganze Konstellationen einprägen, statt einzelner Informationseinheiten.

Doch sollte eine höhere geistige Fähigkeit nicht das Erlernen des Schachspiels vereinfachen?

Tatsächlich ist es so, dass Kinder mit einem überdurchschnittlichen IQ schneller Schachspielen lernen, als Kinder, die einen durchschnittlichen oder unterdurchschnittlichen IQ haben.

Sie können sich die erlaubten Spielzüge der einzelnen Figuren besser einprägen, sie können mehr im Kopf behalten und lernen schneller. Am Anfang.

Doch nach einer gewissen Zeit verliert sich dieser Vorteil. Dann bringt die höhere Intelligenz keinen merklichen Vorteil mehr.

Es scheint aber so zu sein, dass Kinder, die nicht so intelligent sind, aber gerne Schachspielen einfach mehr Zeit in das Schachspiel investieren, um mit ihren intelligenteren Mitspielern mithalten zu können.

Wenn sich nach einiger Spielzeit der IQ Vorsprung dann verflüchtigt hat, sind es Kinder mit niedrigerem IQ aber immer noch gewohnt, dass sie viel Zeit ins Üben stecken müssen, wohingegen Kinder mit einem höheren IQ, die in der Vergangenheit nicht so viel üben mussten, tendenziell schneller das Interesse verlieren können, weil sie nun merken, dass ihnen die Erfolge nicht mehr so leicht zufliegen, wie noch vor ein paar Wochen.

Selbst, wenn die Kinder mit dem höheren IQ dann weiterspielen, werden sie von ihren fleißigeren (ans üben gewöhnte) Spielkameraden bald überholt.

Das Schachspiel ist eine Fähigkeit, die mehr davon abhängt, wie viel Zeit man in konsequentes und fokussiertes Üben steckt und weniger von den mentalen Vorraussetzungen.