Die Chemie des Glücks

Glück beziehungsweise glücklich sein ist ein Thema, das mich schon seit Jahren beschäftigt. Da ich darüber hinaus auch Bücher über Psychologie und Neurowissenschaften sehr interessant finde, lag es Nahe hier nach einer Antwort zu suchen. Ich bin daher sehr dankbar, dass mir das Buch „Die Chemie des Glücks: Wie wir unsere Hormone beeinflussen und das Gehirn dauerhaft auf Glücklichsein einstellen“ von Loretta Grazia Breuning vom mvg Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde.

Es gibt tatsächlich nicht so viele Bücher, die sich wirklich auf dieses Thema spezialisieren. Obwohl man in den meisten Büchern über Persönlichkeitsentwicklung das Thema Glückshormone streift.

Wir haben alle schon einmal vom Dopamindetox gelesen. Wir wissen, dass Social Media Apps uns einen Dopamin Kick verschaffen. Jeder hat auch schon gehört, dass Oxytocin das Kuschelhormon ist. Es gibt Tierversuche, in denen man Tiere mit Oxytocin monogam machen konnte oder durch Oxytocinhemmer polyamourös.

Vor knapp 10 Jahren las ich das Buch „Warum wir uns Gefühle kaufen: Die 7 Hochgefühle und wie man sie weckt“ von Christian Mikunda, das meinen Einstieg in die Welt der Glückshormone darstellte.

Mit „Die Chemie des Glücks“ wollte ich etwas tiefer gehen. Leider ging das Buch nicht so tief, wie ich gehofft hatte. Aber das liegt natürlich auch daran, dass ich schon etwas Vorwissen hatte.

🍀 Die Glückshormone

Als die Glückshormone werden im Buch Dopamin, Serotonin, Oxytocin und die körpereigenen Opiate genannt.

Dopamin ist maßgeblich am Lernen beteiligt. Wenn wir etwas tolles Neues entdecken, belohnt unser Gehirn uns mit Dopamin. Das steigert die Chance, dass wir uns daran erinnern, was wir gerade gelernt haben. Ein durstiger Elefant, der ein Wasserloch findet, erlebt einen Dopaminrausch. Dadurch prägt er sich den Ort des Wassers besser ein und wird ihn wiederfinden.

Wir streben ständig nach dem nächsten Dopaminkick. Das ist normal, wir sind biologisch so angelegt. Dopamin wird ausgeschüttet, wenn wir positiv überrascht werden. Der Jackpot an einem Gambling Automaten oder die Notification einer Social Media App. Das erklärt auch, wieso Wimmel-Bildchen so beliebt sind. Wir suchen Minutenlang nach Walter und wenn wir ihn endlich finden, fühlt es sich gut an. Gleichzeitig erklärt das, wieso uns dieses Spiel beim zweiten Mal mit demselben Bild keine Freude mehr macht. Unser Gehirn hat sich super eingeprägt, wo Walter ist und wenn wir ihn jetzt sofort wieder finden, ist das keinen neuen Dopaminrausch wert.

Serotonin ist der Neurotransmitter, der mit Status in Verbindung gebracht wird. Das fand ich besonders spannend. Über Dopamin und Oxytocin wird ja generell immer wieder in Büchern über Persönlichkeitsentwicklung geschrieben. Serotonin wird hingegen häufig in der populärwissenschaftlichen Literatur vernachlässigt. Das liegt vielleicht daran, dass wir Status häufig negativ assoziieren. Wir verbinden damit Arroganz, Abgehobenheit etc.

Oxytocin ist das „Kuschelhormon“ und die körpereigenen Opiate werden ausgeschüttet, wenn wir uns beim Sport oder anderen Tätigkeiten richtig verausgaben. Man kennt das Runners High und generell ist bekannt, dass Schmerzen zu größerem Lustempfinden beitragen können. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, wieso Menschen gerne scharf essen.

🦖 Die Rolle der Glückshormone im Überleben

Was sich im Laufe der Evolution durchgesetzt hat, muss für etwas gut sein. Entweder steigert es unsere Chance zu überleben. Oder es steigert die Chance unsere Gene an die nächste Generation weiterzugeben.

Unsere Glückshormone wollen uns also in eine bestimmte Richtung motivieren. Das Streben nach Status erhöht unsere Überlebenschancen und die unserer Kinder. Daher hat das gute Gefühl, das Serotonin auslöst seine Berechtigung.

Dopamin spornt uns an Neues zu entdecken und erhöht unsere Lernleistung. Oxytocin ist super, weil es dazu führt dass wir uns binden. Das erhöht nicht nur den Reproduktionserfolg, sondern auch unsere Überlebenswahrscheinlichkeit.

Die körpereigenen Schmerzstiller helfen uns in besonders belastenden Situationen durchzuhalten.

💎 Fazit

Insgesamt ein spannendes Buch, das auch aufzeigt, wieso vieles in unserem modernen Leben aus dem Ruder läuft. Natürlich ist es geil massenhaft Zucker und Fett in sich reinzuschaufeln, denn die letzten 500.000 Jahre war das Mangelware. Wenn ein Mensch dann mal auf ein Nahrungsmittel traf, das so eine hohe Energiekonzentration aufwies, war es durchaus förderlich, dass es uns so „glücklich“ machte. Heute ist der übermäßige Konsum von Pizza und Donuts eher problematisch.

Doch das wissen wir alles schon. Es wurde in unzähligen Büchern durchgekaut. Auch, dass Instagram süchtig macht. Den Zusammenhang zwischen Social Media und Dopamin habe ich alleine in dieser Woche in 3 Büchern gelesen.

Das liegt sicher daran, dass auch ich in einer Blase lese. Aber es liegt auch daran, dass das Thema inzwischen von sehr vielen Autoren aufgegriffen wurde und die Chance, das man darüber schon mal gestolpert ist, ist entsprechend hoch.

Daher fand ich den Dopaminteil des Buches nicht soooo erhellend. Das kann natürlich für jemanden mit einem anderen Leseverhalten anders aussehen. Ich fand den Serotonin Part viel spannender, weil ich hier noch nicht so viel in anderen Büchern gelesen habe.

Meine Kritik lautet hier also wieder einmal, dass das Buch etwas zu sehr an der Oberfläche bleibt.

Gleichzeitig macht es das zu einem sehr leichten Read für Zwischendurch, was super ist. Ich hatte es schnell durch und es war nicht so anstrengend, wie manch andere Bücher. Man kann es auch gut verschenken. Das Thema Glück interessiert wohl jeden. Wenn man eine Person beschenkt, die noch nicht so viele populärwissenschaftliche Bücher gelesen hat, ist die Chance hoch dass es viel Neues enthält.