Woman recording her own podcast

Wie viel verdient man mit Podimo?

Podimo ist ein vergleichsweise junger Anbieter für Podcasts und Hörbücher. Für rund 5 Euro im Monat könnt ihr unbegrenzt exklusive Podcasts, sowie sehr viele Hörbücher hören. (Über meinen Affiliatelink gibt es außerdem den ersten Monat für nur 99 Cent)

Doch wie viel verdient ein*e Podcaster*in mit Podimo und lohnt es sich?

Exklusiv oder Nicht-Exklusiv?

Podimo hat das Verdienstmodell etwas einfacher gemacht. Früher bekamen Podcaster*innen, die sich exklusiv an Podimo gebunden haben 50% der Einnahmen aus ihrem Podcast und Podcaster*innen, die nicht exklusiv auf Podimo waren lediglich 20%. Inzwischen bekommen auch nicht exklusive Podcasts 50%.

Doch 50% von was? Und wie viel ist das?

Als ich überlegt habe einen Podcast exklusiv auf Podimo zu machen, war für mich natürlich wichtig zu wissen, mit wie viel ich rechnen kann. Ich gebe zu, ich habe ein ungesundes Verhältnis zu meinem Taschenrechner und ich verbringe mehr Zeit mit Exceltabellen, als gut für mich wäre. Also habe ich natürlich angefangen zu rechnen. Ich habe überschlagen: Wie viele Personen könnten den Podcast hören? Wie hoch mag wohl mein Revenue per Mille sein? Wie viel muss eine Episode bei Podimo einbringen, damit sich die Arbeitszeit gelohnt hat? Zum damaligen Zeitpunkt, bekamen Nicht Exklusive Podcasts nur 20%. Für mich war also klar, dass sich Podimo schon richtig lohnen müsste, wenn ich dort einen Podcast exklusiv mache. Die 2,5x mehr, die ich bekommen würde, wenn der Podcast exklusiv bei Podimo verfügbar wäre (im Gegensatz zu dem Anteil, den ich bei einem Nicht-Exklusiven Podcast bekommen hätte) müsste also die Einnahmen aus anderen Quellen weit übertreffen.

Ich habe mich also auf die Suche begeben. Nach Erfahrungsberichten. Ich wollte etwas über den RPM in Erfahrung bringen. Wie viel sind 1.000 Podcasterhörer*innen auf Podimo wert? So hoffte ich, überschlagen zu können, wie viel eine Minute die ich in die Produktion stecke, später abwirft und nur so hätte ich eine Entscheidung treffen können.

Doch das Modell ist komplexer, als es zunächst wirkt…

Wie die Ausschüttung bei Podimo funktioniert

Ich bin ursprünglich davon ausgegangen, dass Podimo ein ähnliches Auszahlungsmodell hätte wie Spotify oder Apple Music (vgl dazu hier: Wie viel bekommt ein Künstler pro Stream auf Spotify? und Bezahlt Spotify Podcaster?). Also ein „Pool System“, bei dem alle zahlenden Kunden in einen Pool einzahlen und dann wird durch die Anzahl der Streams geteilt. Für mich wäre auch ein System, bei der man durch die Anzahl der gestreamten Minuten teilt denkbar.

Doch Podimo ist komplexer. Der*die Contentersteller bekommt anteilig genau das, was der Kunde für sein Abo bezahlt.

Wenn also jemand ein Podimo Abo hat und ausschließlich euren Podcast hört, so würdet ihr von den rund 5 Euro, die der Kunde an Podimo zahlt genau 50% erhalten. In diesem Fall wären das etwa 2 Euro netto.

Probleme mit diesem System

Das System wirkt auf den ersten Blick gerecht. Hat aber bei genauerem Hinsehen seine Schwächen. Diese Schwächen sind die Karteileichen. Also Nutzer*innen, die für das Abo zahlen, es aber nicht nutzen.

Bei Spotify, Apple Music, Netflix etc. gibt es sehr viele Karteileichen (bei Deezer und Amazon Music werden es noch viel mehr sein). Es sind Nutzer*innen, die jeden Monat zahlen, aber das Abo kaum oder gar nicht nutzen. Diese Karteileichen sind ein Segen für die Plattform, denn sie Stabilisieren die Auszahlungsquoten.

Würde jeder mit einem Netflixabo 10 Stunden am Tag Serien schauen, würden die Rechteinhaber nur Cent Beträge pro Stream bekommen. Dies würde bei den ganz großen Rechteinhabern vielleicht nicht so stark ins Gewicht fallen, weil sie entsprechend auch mehr Streams bekommen würden. Doch bei den kleinen Nischencontentersteller*innen, macht es einen großen Unterschied, wie viel sie pro Stream bekommen.

Der Unterschied zu Spotify

So ist es auch bei Spotify. 1.000 Streams auf Spotify bringen aktuell ca. 2,90 Euro. Das ist wenig, weil viele Menschen mit einem Spotify Abo ein sehr starkes Nutzerverhalten haben. Wir wissen natürlich nicht, wie viel Spotify sich selbst von den 9,99 Euro abzwackt, die ein Premiumabo im Monat kostet. Aber gehen wir mal davon aus, dass Spotify für sich selbst ca. 1 Euro behält. Es gehen fast 2 Euro Mehrwertsteuer raus, 1 Euro für Spotify und 7 Euro blieben in diesem hypothetischen Beispiel für die Künstler*innen. Wenn wir mit dieser Zahl arbeiten und die Auszahlungsquote von 2,90 Euro pro Tausend Streams zu Grunde legen, hört jede*r Spotify*in Nutzer monatlich etwa. 2.400 Streams, die im Schnitt 3 Minuten lang sind. Also 120 Stunden Spotify. 4 Stunden am Tag. Das ist eine Hausnummer.

In der Realität ist der Betrag, den Spotify sich (natürlich nicht zu Unrecht) in die eigene Tasche steckt wahrscheinlich größer als lediglich 10%. Vielleicht hört der*die durchschnitliche Spotify Nutzer*in nur 60 Stunden im Monat (also 2 Stunden am Tag). Viel weniger wird es aber sicherlich nicht sein. Bedenken wir, dass viele Spotify Nutzer*innen Jugendliche sind, die deutlich mehr Zeit mit Spotify verbringen als Menschen mit Familie und 40 Stundenjob.

Doch es gibt eben auch Menschen, die viel mehr Spotify konsumieren. Vielleicht hören sie 4 oder 5 Stunden am Tag. Der Grund, wieso der Auszahlungsbetrag nicht so stark droppt ist, dass es auch viele Nutzer*innen gibt, die weniger als 2 Stunden am Tag konsumieren!

Hier haben wir aber ein Problem bei Podimo. Wenn Nutzer*innen ihren monatlichen Betrag zahlen, aber in dieser Zeit keinen einzigen Podcast hören – Was passiert dann mit ihrem Betrag?

Ich kann das nicht mit endgültiger Gewissheit sagen, weil ich es nicht weiß, ich vermute aber stark: er verfällt zu Gunsten von Podimo.

Vielhörende als unbeliebte Nutzende – Staffeln als Lösung

Das bedeutet auch, dass es nicht im Sinne der Podcast-Ersteller*innen sein kann Vielhörende auf die Plattform zu holen.

➡️ Wer bei mir hört, aber am Ende auch bei 5 anderen Podcasts, die ebenfalls auf der Plattform sind, macht meine Einnahmen geringer.

Podimo macht es schlau, indem sie bei den Originals stark auf Staffeln setzen. Eine Staffel besteht aus 12 Episoden. In der Regel erscheinen diese Episoden jede oder jede zweite Woche.

Wenn eine Staffel ausgelaufen ist, kommt nicht sofort die nächste. Das ist Schlau, denn in der Zeit lohnt es sich für den Nutzenden in der Regel nicht das Abo zu kündigen. Es kostet ja nur rund 5 Euro im Monat, das kann man auch weiterlaufen lassen… Er*Sie konsumiert in der Zeit vielleicht auch etwas, doch vermutlich weniger als zuvor als die geliebte Podcast Serie aktiv lief.

Ziel ist es also den*die Nutzer*in so lange im Abo zu halten, bis die nächste Staffel kommt, damit die Einnahmen weiterhin stabil sind. Selbst wenn die Person in der Zeit gar nichts hört, profitiert Podimo.

Das ist schlau und hilft der Plattform beim Wachsen, wenn der Plan aufgeht. Gleichzeitig stabilisiert es die Ausgaben aber nicht so gut, wie das Spotify-System.

Echte Zahlen

Ich habe zwei exklusive und einen nicht-exklusiven Podcast auf Podimo gemacht und möchte nun ein paar Zahlen mit euch teilen. Daraus habe ich mit Hilfe des Wertes, wie lang eine Episode prozentual gehört wird, einen Revenue per Minute Annährungswert errechnet.

Dieser kann von dem, was ihr mit eurem Podcast auf Podimo verdient natürlich komplett abweichen.

Podcast 1: 🔴 Nicht exklusiv

⏱ Zeitraum: Januar – Juni | 📈 Streams: 609 | 🤑 Einnahmen 4,98 Euro

In der Zeit gingen 6 Folgen online. Ich habe die Anzahl der Streams mit den Minuten multipliziert und anschließend mit der Completionrate, um zu errechnen wie viele Minuten jede Folge insgesamt von Podimonutzer*innen gehört wurde.

Das Ergebnis: Insgesamt wurden 3415,17 Minuten gestreamt.

⚠️ Der Podcast war im Nicht-Exklusiven Modell, damals gab es dafür nur 20%.

Schwierigkeit: Da der Podcast nicht exklusiv war, konnten auch Podimo Nutzer*innen, die kein Premiumabo abgeschlossen haben den Podcast streamen. Da ich nicht nach Bezahl- und Nichtbezahl-Nutzern filtern kann, ist mein Revenue per Minute natürlich vollkommen unaussagekräftig!

Jetzt wissen wir leider nicht, wie viele davon kostenlose Nutzer waren und wie viele ein Premiumabo hatten.

Ich gehe daher mal von drei möglichen Szenarios aus: 100% Paid Nutzer | 50% Paid Nutzer | 25%. Paidnutzer. Dass es keine 0% sein können, versteht sich von selbst, da ich sonst gar nichts bekommen hätte.

100% Paid Nutzer: 4,98 * 5 ergibt den Bruttobetrag => 24,90 Euro. 24,90 / 3,41517 => 7,29 Euro sind 1.000 Minuten Streaming auf Podimo wert. (bzw. 0,729 Cent pro Minute). Als exklusiver Podcaster hätte ich also in diesem Fall 3,655 bekommen und nicht exklusiver Podcaster sind 1000 Minuten etwa 1,46 Euro wert.

50% Paid Nutzer: Gehen wir davon aus, dass nur die Hälfte der Streams aus dem Abo eines zahlenden Nutzers stammt, so wären 1.000 Minuten rechnerisch das doppelte wert, wenn sie von einem Premiumkonto kommt. 7,31 Euro für einen exklusiven Podcast und 2,92 für einen nicht-exklusiven Podcast.

Bei 25% Paid Konten verdoppelt sich der Betrag ein weiteres Mal. Wir wären dann bei 14,62 beziehungsweise 9,84 Euro für 1000 Minuten.

Ich gehe aber ehrlich gesagt davon aus, dass der Anteil an bezahlenden Nutzern auf meinem Nicht-Exklusiven Podcast schon relativ hoch war. Das erschließt sich, wenn wir uns die Zahlen meiner anderen beiden Podcasts ansehen, die ausschließlich von zahlenden Kunden*innen gehört werden konnten.

Podcast 2: 👑 exklusiv

⏱ Zeitraum: Ende Mai – Juni | 📈 Streams: 578 | 🤑 Einnahmen 16,40 Euro

Ich habe wieder die Länge der Folgen, mit der prozentualen Hördauer und der Menge an Streams multipliziert und komme auf: 7286 Minuten.

Daraus ergibt sich 2,25 Euro pro 1.000 gestreamte Minuten. Was in etwa dem Wert entspricht, was ein Hörer auf Podimo für den*die Podcaster*in maximal wert sein kann. Es lässt sich also daraus vorsichtig ableiten, dass Hörer durchschnittlich 1.000 Minuten auf Podimo verbringen. (Sofern meine Zahlen auf andere Podcasts anwendbar sind. Theoretisch kann es aber sein, dass sich meine Zielgruppe grundlegend von der Zielgruppe anderer Podcasts unterscheidet)

Podcast 3: 👑 exklusiv

⏱ Zeitraum: Juni | 📈 Streams: 242 | 🤑 Einnahmen 6,35 Euro

Hier komme ich auf 1915 Minuten. Das ergibt ganze 3,32 Euro pro 1.000 Minuten.

Die Zielgruppe scheint also hier stärker aus Personen zu bestehen, die mehr bei mir als bei anderen hören und insgesamt weniger als 1.000 Minuten Content im Monat für ihre ~5 Euro Abo konsumieren.

Wann bekommt man Zahlen?

Eine andere Schwachstelle von Podimo ist, dass man die Zahlen erst am 15. Tag des Folgequartals für das ganze Quartal bekommt. Also am 15.04. für die Zeit vom Januar – März, am 15.07. für April – Juni usw. das ist natürlich doof, weil man so sehr lange warten muss, bis man Zahlen bekommt, mit denen man arbeiten kann.

Lohnt sich Podimo?

Insgesamt ist es also super schwer die Zahlen zu vergleichen. Was sich aber abzeichnet ist, dass die exklusive Bindung an Podimo schon mehr Traffic bringt. Das sieht man sehr gut, da der Podcast in der App auch einfach besser ausgespielt wird, wenn er exklusiv ist. Was ja durchaus Sinn ergibt.

Für Podcaster*innen mit großer Reichweite bringt es wohl am meisten, wenn sie ihr Publikum zu Podimo mitbringen. Allerdings gerät man als Podcaster hier in ein Dilemma: Wenn auf der App schon viele ähnliche Podcasts sind, ist die Chance höher, dass es sich für den*die Nutzerin, die man zu Podimo bringt auch lohnt. Allerdings fällt so die eigene Auszahlung. Da der*die Nutzer*in ja sicherlich auch viel bei anderen Podcaster*innen hören wird.

Hat man allerdings ein Thema, das auf Podimo eher wenig vertreten ist, kann es sein, dass man von dem Traffic, den Podimo einem selbst bringt nicht wirklich profitiert. Dann würde man zwar an den mitgebrachten Nutzer*innen in Sachen Auszahlung stärker profitieren, es ist aber eine Überlegung wert, stattdessen lieber einen exklusiven Podcast über Patreon oder ähnliches anzubieten.

Am Ende kommt es aber auch sehr stark auf das Thema des Podcasts an. Wenn jemand einen True Crime Podcast hat, ist Podimo wohl der Heilige Gral. Hier würde ich sofort zu Podimo gehen, da es schon so viele Nutzer*innen gibt, die True Crime süchtig sind und man durch die Sichtbarkeit mit einem exklusiven Podcast einfach sehr viele Hörer*innen gewinnen kann, die man sonst nur schwer monetarisieren kann.

Hat man einen Podcast, der sich mit Business Themen oder Online Marketing beschäftigt, so würde ich raten bei Spotify und Apple Podcasts zu bleiben und den Podcast nur bei Podimo als nicht exklusiven Podcast zu claimen. Schließlich gibt es in diesem Themenbereich viele andere Möglichkeiten, um die Fans zu monetarisieren, so dass man sich lieber für die größere Reichweite und gegen die Exklusivität entscheiden sollte.